Wenn mir noch in 2019 jemand gesagt hätte, dass ich in 2020 nicht einen einzigen Tag auf Reisen sein werde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Doch durch Corona ist es genauso gekommen. Seit vielen Jahren war es das erste Mal das ich nicht einen einzigen Tag unterwegs war. Selbst zum Greenscreenfestival nach Eckernförde, wo jedes Jahr fantastische Naturdokumentationen gezeigt werden, hat nicht geklappt.

Jetzt im Januar ist es nach wie vor durch Corona unsicher wie es mit dem Reisen weitergeht. Ich hatte vergangenes Jahr viel Zeit nachzudenken und da ich grundsätzlich versuche aus jeder Situation auch etwas Gutes zu ziehen, hoffe ich sehr, dass sich durch Corona das zukünftige Reiseverhalten ändern wird – hoffentlich weg vom Massen-, und Kreuzfahrttourismus hin zu mehr Natur-, und Ökotourismus!

Nachhaltigkeit, Respekt vor der Natur und ihren Bewohnern und dem Artenschutz liegen mir sehr am Herzen. Daher sehe ich gerade jetzt in Coronazeiten die ganzen Diskussionen generell um das Fliegen und das Reisen als sehr zwiespältig! Denn gerade im echten Ökotourismus hat durch die fehlenden Reisenden die Wilderei stark zugenommen. Durch die fehlenden Einnahmen aus dem Ökotourismus, sind viele Menschen gezwungen sich andere Einnahmequellen zu suchen. Das nutzen die gut organisierten Banden aus und werben Einheimische für die Wilderei an mit fatalen Folgen für die Artenvielfalt!
Auch viele kleine lokale Unterkünfte stehen kurz vor dem Aus. Wenn diese lokalen Hotels oder Gästehäuser verschwinden, die sehr oft regionale Produkte verwenden, auf oppulente Buffets verzichten, die im übrigen große Nahrungsresourcen verschlingen, dann bedeutet dies für die Umwelt und die Region nichts Gutes.

Das sich im Reisen etwas verändern muss, zeichnet sich jedoch bereits seit vielen Jahren ab. Corona hat es jetzt nur wie durch ein Brennglas überdeutlich werden lassen. Das die Businessflüge innerhalb Deutschlands völlig überflüssig sind, oder riesige Kreuzfahrtschiffe, die für Stunden tausende Menschen in kleine Orte ausspucken oder durch Gebiete pflügen auf denen Wale seit Jahrtausenden ihre Wanderungen vollziehen und die massiv durch den zusätzlichen Unterwasserlärm beeinträchtigt werden, steht völlig außer Frage. Auch die sogenannten All-In-Hotels, die von den Touristen kaum verlassen werden, weil dadurch die umliegende Infrastruktur von kleinen Restaurants und Unterkünften ausgetrocknet wird, sind überdenkenswert. Das Reisen in austauschbare Clubs, bei denen es völlig egal ist ob sie an der Ostsee, auf Mallorca oder in Thailand liegen, darf so nicht weiter gehen.

Doch wenn man pauschal das Reisen verteufelt, bedeutet es auch gute Chancen für die Umwelt zu verpassen. Denn nachhaltiges, respektvolles Reisen stärkt die Toleranz für fremde Kulturen, bietet die Möglichkeit zu verstehen wie sehr alle Ökosysteme miteinander verbunden und für uns alle überlebenswichtig sind. Durch solche Art des Reisens sind viele Schutzprojekte erst möglich und verhindern wie gesagt an vielen Orten die Wilderei!

Daher ist es wichtig dezidiert an das Thema heranzugehen und es wäre wünschenswert von politischer Seite viel mehr Unterstützung zu bekommen für die kleinen, nachhaltigen Ökotourismusveranstalter wie Perlenfänger und viele andere die sehr verantwortungsvoll arbeiten! Im Tourismus steckt enorm viel Power sowohl zum Guten, als auch zum Schlechten hin! Er kann Natur und Kultur für immer zerstören, oder aber so unterstützen, dass sie sich regeneriert oder erhalten bleibt!

Doch nicht nur die Politik könnte etwas verändern, vor allem liegt es an jedem von uns selbst, wie man sich jedes Jahr aufs Neue entscheidet wie und wo man seinen Urlaub verbringt!