Begegnung mit einem Frosch im australischen Regenwald
Der Wolf, der Luchs, der Biber, das Wespennest, der Kormoran, der Fischotter,… ja sogar bestimmte Landschaftformen, die uns im Wege stehen, sollen entfernt werden. Wir Menschen betrachten die Natur sehr oft nur von einem wirtschaftlichen Fokus. Konsequenz dieser Denkweise ist die größte ökologische Krise, die die Menschheit bisher hatte… Das Artensterben und der Schwund wilder Natur hat ein rasantes Tempo angenommen.
Dazu las ich diesen wirklich guten Artikel und möchte ergänzend eine interessante Begegnung mit einem alten Aborigine, von meiner Rucksacktour 1997 durch Australien, erwähnen.
Wir unterhielten uns über die Unterschiede von Naturvölkern und der industrialisierten Zivilisation sowie der Art wie wir die Natur, Naturvölker und die Tiere behandeln. Er sagte damals etwas, dass ich niemals vergessen werde. Es war seine ganz persönliche Ansicht, warum wir, die sogenannte zivilisierte Welt, die Natur und unsere Erde zerstören. Seiner Meinung nach geschieht dies deshalb, weil wir bewerten!
Als Beispiel sagte er zu mir: Wir Aborigines betrachten alles linear, das bedeutet, für uns sind die Menschen, die Tiere, die Pflanzen, ja selbst die Steine alle gleich wichtig. Es gibt keine Bewertung was besser oder schlechter ist. Jedoch die meisten Menschen auf der Erde, allen voran die Industrienationen, bewerten ständig! Wir betrachten uns als das Wertvollste, dann kommen die Tiere, danach die Pflanzen und dann, um bei seinem Beispiel zu bleiben, die Steine.
Um es zu verdeutlichen nannte er ein Beispiel: Betrachtet man Elefanten und Ameisen, ist sicher für die Mehrheit ein Elefant wertvoller als eine Ameise. Doch warum? Sehr oft einfach nur deshalb, weil der Elefant größer ist?! Fällt es daher vielen so viel leichter eine Ameise zu töten, ohne ein schlechtes Gewissen, als es viele Menschen bei einem großen Tier hätten?
Oder wenn wir zum Beispiel mit dem Auto fahren und überfahren versehentlich einen Vogel, so haben die Meisten ein sehr viel größeres Mitgefühl, als wenn sie eine Vielzahl an Insekten auf jeder Fahrt töten…
Doch wieso eigentlich? Beides sind fühlende Wesen und haben beide eine wichtige Rolle im Ökosystem. Auch bringen beide die gleichen Höchstleistungen. Insekten wie Vögel können teilweise riesige Strecken fliegen.
Es stellt sich die interessante Frage: Woran liegt es? Ich habe auch keine endgültige Antwort, doch seine Ansicht, dass es größtenteils daran liegt, dass wir bewerten und entscheiden wer wertvoller ist oder wer nicht und wir dies wirklich oft an die Größe koppeln, klingt für mich nachvollziehbar für die allgemeine Denkweise! Hinzu kommt natürlich der riesige Faktor, dass der Mensch diejenigen Tiere höher bewertet, mit denen er Geld verdient und somit sind in diesem Denksystem die Wildtiere „nutzloser“, haben damit weniger Wert und es fällt vielen leichter sie „weg haben zu wollen“!
Hat der Aborigine mir damals unbeabsichtigt eines der großen Geheimnisse mitgeteilt, die es uns ermöglichen könnte, mit unserer Natur und allen Mitgeschöpfen respektvoll zu leben, indem wir jedes Lebewesen, ob Pflanze, Tier oder Mensch, gleich viel Bedeutung und Respekt zuteil werden lassen? Würden wir nicht sehr viel empathischer mit all unseren Mitgeschöpfen umgehen, wenn wir endlich aufhörten in einer Rangfolge zu bewerten, wer wertvoller ist?! Das hieße im weiteren Sinne auch, nicht nur mehr Respekt vor den Wildtieren zu haben, sondern auch davor, wenn ein Tier, oder eine Pflanze für unser Essen sein Leben lässt, dies wertzuschäzten und dafür zu sorgen, dass sie nicht unnötig dafür leiden…
Für mich, die sich seit Mitte der 90 Jahre mit dem Thema Artenschutz befasst, lässt sich nichts voneinander trennen. So wie wir mit den Wildtieren umgehen, ist es wie ein Spiegel. Es zeigt, wie wir ebenso mit allen anderen Bereichen umgehen, ob es indigene Völker sind, die Tiere, die Natur…
Ich habe trotz allem die Hoffnung, dass die Menschen die Kurve kriegen, denn die Aufmerksamkeit auf solche Artikel wären noch vor wenigen Jahren ziemlich unbeachtet geblieben. Unser Bewußtsein hat sich sensibilisiert und eigentlich ist es gar nicht so schwer etwas zum Positiven zu verändern: Es müsste nur jeder für sich selbst den Willen haben, seinen Teil dazu beisteuern zu wollen, egal wie klein und unbedeutend es scheinen mag! Wenn beispielsweise jeder Bundesbürger am Tag nur ein Insekt aus einem Wasserbehälter vor dem Ertrinken rettet, wären es 80 Millionen am Tag und den Einzelnen kostet das keine Mühe, doch in der Gesamtheit hätte es eine große Wirkung…